Unsere Erfahrungen zum Trockenbau mit Fermacell: Vor- und Nachteile im Vergleich

Trockenbau

Wir sind ein Fachhändler, welcher Holz und Baustoffe seit über 185 Jahren als Familienunternehmen vertreibt. Daher haben wir viele Erfahrungen mit verschiedenen Baustoffen unterschiedlicher Hersteller. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir das Thema Fermacell. Was sind Vor- und Nachteile dieses Baustoffs gegenüber handelsüblichen Gipskartonplatten? Wie teuer sind Fermacell Platten und was muss ich bei der Verarbeitung beachten?

Was ist besser Fermacell oder die altbewährten, handelsüblichen Gipskartonplatten?

Wir vertreiben beide Produkte bei uns im Handel und haben auch beides bereits selbst privat verbaut. Welches dieser Proukte besser ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Das kommt auf Ihre Anforderungen und Ansprüche an. Dafür ist es zunächst wichtig den Unterschied zwischen Gipsfaser und Gipskarton zu verstehen:

Unterschied Gipsfaserplatte und Gipskartonplatte

Fermacell ist eine Gipsfaserplatte, d.h. es handelt sich um eine Gipsmischung, die komplett mit recycelten Cellulosefasern durchmischt ist und so eine gute Stabilität erhält. Im Vergleich dazu besteht eine Gipskartonplatte aus mehreren Schichten: Hier wird der Gips zwischen zwei Lagen Karton eingebracht, welche die Platte zusammenhalten. Die Gipsfaserplatte stellt aus unserer Perspektive eine Verbesserung/Weiterentwicklung der Gipskartonplatte dar und wurde von der Firma Fermacell erfunden. Inzwischen wurde dieses System jedoch auch vom führendem Gipskartonhersteller Rigips aufgegriffen und unter dem Namen Rigidur in ähnlicher Form auf den Markt gebracht. In diesem Beitrag wollen wir jedoch das Gipsfaser-Original „Fermacell“ beleuchten und in Vergleich zur klassischen Gipskartonplatte setzen.

Unserer Erfahrung nach wird die herkömmliche Gipskartonplatte stärker nachgefragt als Gipsfaserplatten. Das liegt in erster Linie am Bekanntheitsgrad. Fermacell hat hier ein neues Baustoffprodukt mit optimierten Eigenschaften erfunden, welches sich auf dem Markt noch nicht entsprechend etabliert hat. Hinzu kommt, dass das Material in der Anschaffung etwas teuer ist, was für viele Käufer mit Sicherheit auch eine entscheidende Rolle spielt. Abgesehen von diesem Punkt bietet Fermacell zahlreiche Vorteile in Sachen Materialeigenschaften, die vielen gar nicht bewusst sind:

1. Die Verarbeitung von Fermacell

Das richtige Verlegen und Verbauen von Fermacell ist gerade für den Hobbyhandwerker einfacher, da das Material unserer Erfahrung nach deutlich weniger störanfällig ist. Die Platten können sehr einfach mit der Klebefugentechnik (die Platten werden ohne Fuge direkt Stoß auf Stoß geklebt) verlegt werden, ohne dass sich später Risse in der Wand bilden. Insofern ist es aber auch für den professionellen Handwerker interessant: Wir wissen von einem befreundeten Trockenbauer, der für eine Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau arbeitet, dass sie dort bereits komplett auf Fermacell umgestiegen sind, da es mit herkömmlichen Gipsfaserplatten, trotz gewissenhafter Verlegung immer wieder zu Reklamationen kam. Seit dem Wechsel kam es weder zu Reklamationen wegen Rissbildung, noch zu Problemen mit Feuchtigkeit. Einziger Nachteil in Sachen Verarbeitung: Die Platten sind ein Stück schwerer als eine Gipskartonplatte gleicher Dicke, d.h. Sie sollten z.B. bei Arbeiten unter der Decke mit mehr helfenden Händen rechnen oder genügend Baustützen parat halten. Alternativ dazu gibt es auch kleinere Plattenformate, die sich leichter heben lassen. Bedenken Sie jedoch: Mehr kleine Platten = mehr Fugen, die verspachtelt werden müssen. Was Sie an Kraft sparen, müssen Sie durch Fleiß ausgleichen.

Insgesamt lässt sich das Material einfach wie Holz verarbeiten – ritzen, sägen, brechen, schrauben, klammern. Alles ohne Spezialwerkzeug möglich. Da das Material bereits grundiert ist, kann man die Platten sofort streichen oder tapezieren.

2. Fermacellplatten für Bad und Küche? Feuchtigkeit, Raumklima und Feuchträume

Fermacell schafft ein gutes Raumklima. Es ist baubiologisch unbedenklich und hervorragend geeignet für Räume mit wechselnder Luftfeuchtigkeit wie z.B. Bad und Küche. Aber auch allgemein: Durch die Engergiesparverordnung und gestiegene Energiepreise sind immer mehr Häuser umfassend gedämmt, das sorgt zwar für eine guten Wärmehaushalt führt aber auch häufig, durch den geringeren Luftaustausch, zu Feuchtigkeitsproblemen mit Schimmelbildung. Fermacellplatten können über den Tag verteilt Feuchtigkeit aufnehmen und später wieder langsam abgeben, damit haben sie ähnliche Eigenschaften wie z.B. ein Lehmputz, der ja gerne für ein gesundes Raumklima und gegen Schimmelbildung empfohlen wird.

Bei der Gipskartonplatte ist diese Eigenschaft durch die Kartonschicht in dieser Form nicht gegeben. Es gibt bei den Gipskartonplatten bestimmte wasserbeständige Feuchtraumplatten, die durch eine türkise Kartonschicht gekennzeichnet sind. Diese sind für Bäder und Küchen geeignet, sorgen aber nicht für die Aufnahme von Feuchtigkeit. Bei Fermacell gibt es die Unterscheidung zwischen Feuchtraumplatten und normalen Platten nicht, die Platte ist für Feuchtraum und Wohnräume gleichermaßen geeignet und sorgt in beiden Fällen für eine gutes Raumklima.

Unser Tipp: Wenn Ihnen das Raumklima und die feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften besonders wichtig sind, dann können Sie diese unterstützen, indem Sie die Fermacellwände/-decke nicht tapezieren (was natürlich auch geht), sondern sie entweder mit Lehmputz oder Kalkputz verputzen (viel Arbeit, aber auch eine geniale Optik) oder alternativ: die Platten direkt mit Kalk-, Lehm- oder Silikatfarbe streichen. Das geht natürlich nur, wenn Sie bei der Verspachtelung der Plattenfugen sehr sauber gearbeitet haben und die Trockenbauwand eine ebenmäßige Fläche bildet.

3. Stabilität und Materialeigenschaften im Vergleich

Die Gipsfaserplatte von Fermacell ist deutlich stoßfester als herkömmliche Gipskartonplatten: Wer voller Wut gegen die Wand  tritt, wird bei Gipskartonplatten ein Loch erzeugen, bei Gipsfaserplatten hingegen einen schmerzenden Fuß haben. Dies liegt an der homogenen Faserstruktur der Platte: Sie ist widerstandsfähiger gegen mechanische Beanspruchung und belastbarer. So hat man z.B. keinen Ärger mehr mit aus der Wand bröckelnden Dübeln, wenn man Regale aufhängt. Leichtere Gegenstände können Sie ohne Probleme mit Nägeln oder Schnellbauschrauben ohne Dübel befestigen. Ein einfacher Nagel trägt in einer Fermacellwand von 12,5 mm ca. 15 kg. Bei einer Schraube können Sie mit 30 kg rechnen. Für schwer belandene Bücherregale oder Hängeschränke empfehlen sich dann jedoch handelsübliche Hohlraumdübel, die Sie mit bis zu 50 kg je Dübel belasten können.

4. Vor- und Nachteile im Überblick

Pro Gipskartonplatte

  • Geringeres Gewicht (möglicherweise statisch wichtig)
  • geringer Preis

Pro Fermacellplatte

  • keine gesundheitsgefährdenden Stoffe durch das Fehlen von Leimen (gesundes Wohnen)
  • Feuerschutzplatte: nicht brennbar (Klasse A2- s1 nach DIN EN 13501-1), bereits mit 10 mm dicken Platten sind Feuerschutzkonstruktionen F30 bis F120 möglich.
  • hervorragende schalldämmende Eigenschaften
  • bessere Feuchtigkeitsaufnahme aus der Raumluft (Vorbeugung gegen Schimmel)
  • stoßfester
  • einfacher zu verarbeiten, weniger störanfällig
  • belastbarer

Fazit:

Abgesehen von den Punkten höherer Preis und höheres Gewicht schlägt die Fermacellplatte die Gipskartonplatte.